
Der in Feinripp gehüllte Hintern von Mr. Burck, garniert mit der behandschuhten Hand einer asiatischen Touristin. Das Ganze auf dem Times Square in New York City. Aufgenommen mit einem 35er an einer Nikon F4e auf Tri‑X.
Früher habe ich mich relativ lange gern und oft der Straßen-Fotografie gewidmet. Gerne hierzulande, aber auch woanders. Ich habe ein wenig die Lust verloren, als Street irgendwann hip wurde und sich zeigte, dass Hinz und Kunz mehr oder (meist) weniger gekonnt das Genre okkupierte. Aber das nur am Rande.
Natürlich habe ich auch ständig mindestens eine Kamera bei mir gehabt, als ich das letzte Mal in New York City war. [1]Stelle gerade mit Erschrecken fest, dass das auch schon wieder 13 Jahren her ist… Eine der Figuren, die man nahezu unausweichlich am Times Square trifft (weil er dort sein Geld verdient), ist der Naked Cowboy. Den halbnackten Mann zu fotografieren, ist nun wirklich keine Kunst; allerdings denke ich in aller gebotenen Bescheidenheit, dass diese Aufnahme immer noch eine der besonderen ist. Man ist sofort im Thema, ohne ihn ganz und mit Gitarre und Cowboyhut zu sehen.
Ich müsste erst mal die Negative raussuchen, um nachzusehen, ob ich überhaupt noch weitere Bilder gemacht habe (wahrscheinlich schon), aber für den Print habe ich ausschließlich diese eine Aufnahme ausgewählt.
Die behandschuhte Hand gehört zu einer asiatischen Touristin, die sich von ihren Begleiterinnen Arm in Arm mit The Naked Cowboy ablichten ließ. Dabei nutzte sie die Gelegenheit, ihre Hand auf dem knackigen Arsch von Robert John Burck ruhen zu lassen. [2]Bloß gut, dass es kein #hetoo gibt…
Dass ich in dem Moment hinter den beiden stand, war kein Zufall, da ich vor hatte, die gesamte Szene von dort mehr oder weniger in der Totalen abzulichten. Aber als ich die Hand bemerkte, habe ich mich recht nah dran hingekniet und das Bild so gemacht, wie es hier zu sehen ist. Ich habe es »Meeting Mr. Burck« genannt.
Auch wenn dank der offenen Blende der Hintergrund außerhalb der Schärfeebene liegt, ist nach meinem Dafürhalten erkennbar, wo das Bild entstand. Jedenfalls gibt es einen Grund, dass ich mich aus dem Bauch heraus entschieden habe, das eigentliche Motiv – Handschuhhand auf Hintern in Feinripp – off center zu fotografieren. Es nimmt dem Bild das Voyeuristische, denke ich.
So oder so ist es eines der Bilder aus Big Apple, die in meinem Herzen immer einen besonderen Platz haben werden – populär oder nicht.
Ab und zu veröffentliche ich eines meiner Bilder an dieser Stelle. Und erzähle etwas dazu, was mir wichtig erscheint. Es werden nicht immer die Fotos sein, die online am populärsten waren oder sind. Es können Scans von Bildern auf Film oder digitale Shots sein. Wie auch immer. Wer mag, kann sich gerne dazu äußern. Kommentare sind willkommen.
#2