
Vater und Sohn. Ein Bild aus Kabul im Jahr 2002. Damals war die Situation dort alles andere als gut, aber doch weit besser als heute. Die Hoffnung auf Frieden hat sich nicht erfüllt.
Weihnachten ist bekanntlich das Fest des Friedens. Dennoch sterben täglich unzählige Menschen durch Hunger und Krieg und Gewalt. Auch Afghanistan macht da keine Ausnahme. Immer noch. Täglich verlieren Menschen ihr Leben durch Anschläge oder durch die Millionen Minen aus vielen Kriegen, mit denen das Land verseucht war und großenteils noch immer ist. Das war auch im Juni 2002 schon so, als ich dort war.
Waffen und Bewaffnete waren allgegenwärtig, die Taliban gerade erst vertrieben. An jeder zweiten Ecke gab es Checkpoints. Die Lage war nicht sicher und nicht stabil. Diese Szene, auf die ich im Garten eines Hauses in den Außenbezirken von Kabul unvermutet stieß, ist dennoch besonders, denke ich. Sie zeigt einen Vater mit seinem Sohn. Der junge Mann gehörte zu den Soldaten, die auf uns aufpassten. Leibgarde, sozusagen. Er wohnte zufällig in der Nähe und bekam eines Tages Besuch von seinem Sohn.
Für das Kind war es völlig normal, den Vater in Uniform und mit Kalaschnikow zu sehen. Und für den Vater war es ebenso völlig normal, Sohn und Waffe auf dem Schoß zu haben und das Kind mit dem im Zweifel todbringenden Gerät spielen zu lassen.
Ein sehr zwiespältiges Bild, wie ich finde. Es hat mehrere Ebenen. Einerseits ist es eine stille, fast friedliche Situation. Andererseits hat es etwas latent Bedrohliches, Besorgniserregendes.
Ich weiß nicht, wie es den beiden geht. Ich hoffe, gut. Aber sicher ist das ganz und gar nicht. Sollte es mir möglich sein, nochmals in dieses wunderschöne Land zu reisen, das so dringend Frieden bräuchte, werde ich versuchen, es herauszufinden.
Ab und zu veröffentliche ich eines meiner Bilder an dieser Stelle. Und erzähle etwas dazu, was mir wichtig erscheint. Es werden nicht immer die Fotos sein, die online am populärsten waren oder sind. Es können Scans von Bildern auf Film oder digitale Shots sein. Wie auch immer. Wer mag, kann sich gerne dazu äußern. Kommentare sind willkommen.
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